Protocols in Process
Erste Prototypen in der Reflexion.
Dialog zwischen Kunst, Wirtschaft und Technologie.
(c) Videographie und Schnitt von Marcel Seerig. Bachmann, Schmidt & Seerig GbR | TD Media

(c) Hannah Frauenrath
Beteiligte
Laura Immler lebt in Leipzig und entwickelt Raum- und Bühnenkonzepte, Soundarbeiten sowie inhaltliche Setzungen für Performances in der freien Szene, an Stadt- und Staatstheatern sowie in Kunsträumen. Ihre Arbeiten beziehen gebaute, öffentliche und digitale Räume ein und hinterfragen gesellschaftliche Ordnungen und Zukunftsszenarien im (post-)kapitalistischen Kontext.
Olivia Rosendorfer (alle Pronomen) arbeitet als Bühnenbildnerin, Kostümbildnerin und Performerin. Im Zentrum steht die Entwicklung ortsspezifischer, immersiver Bühnenräume, in denen Architektur und Sound zusammenwirken, um Atmosphären zu erzeugen, die das Publikum einnehmen.
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Programmierung: Klaus Schapp, Vector Informatik GmbH
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Interviews mit / Besuche bei:
- Fraunhofer IWU / Werkzeugmaschinen und Umformtechnik / Dr.-Ing. Julia Schönherr
- Fraunhofer ENAS / Elektronische Nanosysteme / Andrea Messig
- 3D-Micromac AG / Lasermikrobearbeitung / Claudia Radelow
- Vector Informatik GmbH / Maren Fromme
- EDC Electronic Design Chemnitz / Schaltkreise für Mikrochips / Dr. Detlef Billep
- TU Forschungszentrum MAIN / Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen / Dr. Thomas Blaudeck
Das Ergebnis künstlerisch technologischer Kollaboration – Protocols in Process
Laura Immlers Arbeit Protocols in Process ist Laborraum, Zeitkapsel und Versuchsanordnung zugleich. Besucher:innen treffen auf geätzte Kupferplatten, verschlüsselte Unternehmensgeheimnisse und sprechende Sensoren. Verteilte Klangprototypen messen Umgebungsparameter und übersetzen diese in Sprache. Geraten bestimmte Werte außer Kontrolle – wird es zu heiß oder zu laut –, warnen die Sensoren die Besucher:innen.
Im Rahmen des FUNKEN Kollegs hat Immler sechs Unternehmen und Forschungsinstitute auf dem Technologie-Campus Chemnitz besucht. Sie macht Prozesse sichtbar, die sonst nur im Verborgenen stattfinden: Menschen wie auch Materialien können zugleich Risiko- und Schutzobjekt sein.
Ein zentrales Element der Installation ist ein angehaltener Verschlüsselungsprozess. Mithilfe von Photolithographie – einer Technik aus der Leiterplattenfertigung – wurden vertrauliche Interviewfragmente in Kupferplatten geätzt. Die Methode lehnt sich an den Rosetta-Stein an – einen historischen Datenträger, der die Entzifferung ägyptischer Hieroglyphen ermöglicht. Die Verbindung moderner Verschlüsselung mit einem antiken Referenzsystem materialisiert den Wunsch, Wissen über große Zeiträume hinweg zu bewahren.
Material
verschiedene Edelstahlstangen; feuerverzinkte Rohrverbinder; Ankerplatten aus MDF, Eisen(III)chlorid Lösung 40%; säurefeste Ätzwanne; diverse Kupferplatten mit durch Photolithographie erzeugte griechische Schriftsymbole 10x15cm/1mm; XOR-Schlüssel binär auf Kupferplatte; korrodierte Graphen auf Kupferplatten und Kupferplatinen; Leuchtmittel; mobile Klangprototypen mit diversen Sensoren, Raspis, Powerbank und Lautsprecher
Fotografien: (c) Michele Scognamillo








Hintergründe:
Der FUNKEN Space auf dem Technologie-Campus soll sich zu einem Ort entwickeln, an dem Kunst und Technologie miteinander in Austausch treten. Um den Campus als Lebens- und Arbeitsraum künstlerisch zu erkunden, hat Laura Immler in ihrer Recherche Gespräche mit Mitarbeitenden verschiedener ansässiger Organisationen geführt und dabei Einblicke in deren beruflichen Alltag gewonnen.
Mit einem „Blick durchs Schlüsselloch“ eröffnet sie den Besuchenden mittels ästhetischer Mittel neue Perspektiven auf das Innenleben von Forschungslaboren und Arbeitsumgebungen. Ihre Arbeit lädt dazu ein, bislang verborgene Räume wahrzunehmen oder vertraute Umgebungen und Technologien mit anderen Augen im Kontext unterschiedlicher Materialitäten und Erzählungen zu sehen.