Kolleg | Wellen im Holz – Der Baumkörper als audiovisuelles Datennetz
Was passiert, wenn Künstler:innen mit Forschenden und Entwickler:innen zusammenarbeiten? In der FUNKEN Akademie treffen Kunst und Hochtechnologie aufeinander und machen sichtbar, was sonst verborgen bleibt. Das Kolleg "Atelier Polza X Projekt MIRO" entwickelte kollaborativ eine Webapplikation, welche die Metadaten von Apfelbäumen wie Saftfluss, Niederschlag und Temperatur sonifiziert und visualisiert.

Wellen im Holz – Der Baumkörper als audiovisuelles Datennetz


Die Idee, der Arbeitsprozess und das FUNKEN Kolleg „Atelier Polza X Projekt Miro“.

(c) Videographie und Schnitt von Marcel Seerig. Bachmann, Schmidt & Seerig GbR | TD Media


Beteiligte

Projekt MIRO

Simon Paasch

Simon Paasch ist Geograph mit einem Master in Physischer Geographie und spezialisiert auf Fernerkundung und Biogeographie. Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) im Bereich Hydrologie  beschäftigt er sich mit der Modellierung von Wasserverfügbarkeit und deren Relevanz im Kontext politischer und ökologischer Fragestellungen.

(Mehr zu Projekt MIRO: www.obstbau-digital.de)

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Atelier Polza

Emma Chapuy und Paul Schengber

Emma Chapuy und Paul Schengber arbeiten gemeinsam unter dem Namen Atelier Polza. Sie entwickeln umfangreiche audiovisuelle Installationen, 2D- und 3D-Animationen sowie webbasierte Anwendungen. Sie forschen kontinuierlich an neuen Instrumenten des Creative Coding und kooperieren interdisziplinär mit Künstler:innen und Wissenschaftler:innen.

(Mehr zu Atelier Polza: www.polza.de)

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Das Ergebnis künstlerisch technologischer Kollaboration – Die Webapplikation

Im Rahmen der Kollaboration zwischen Projekt MIRO und Atelier Polza entstand eine Webapplikation, die den Saftfluss von Apfelbäumen visualisiert und vergleichbar macht. Um den biologischen Prozessen eine greifbare, räumliche Form zu geben, wurden die Bäume mittels Photogrammetrie in detaillierte 3D-Modelle übersetzt. So lassen sich die Messdaten direkt mit der jeweiligen Baumstruktur verknüpfen und im digitalen Raum erfahrbar machen.

Neben dem Saftfluss werden auch Umweltparameter wie Niederschlag, Bodenfeuchtigkeit und Temperatur integriert. Diese Daten werden nicht nur visuell codiert, sondern teilweise auch in Klänge oder Geräusche übersetzt (sonifiziert), um komplexe Zusammenhänge zugänglich zu machen.

Die Verbindung aus realen Messwerten und virtueller Darstellung eröffnet eine neue Form der Datenwahrnehmung, die über klassische Diagramme hinausgeht. Durch die räumliche und sinnliche Inszenierung wird ein intuitiver Zugang zu pflanzenphysiologischen Prozessen möglich – sowohl für die Wissenschaftler*innen von MIRO als auch für eine interessierte Öffentlichkeit.

Fotografien: (c) Michele Scognamillo


Hintergründe:

Bereits in der frühen Projektphase erkannten Atelier Polza und Simon Paasch ihre gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema Wasser. Die Dringlichkeit, sich mit Nachhaltigkeit und Klimawandel zu befassen, wird besonders deutlich in der Betrachtung der Wasserbilanzierung im Obstbau – einem jungen und spezialisierten Forschungsfeld.

Die Optimierung der Wasserversorgung basiert auf umfangreichen Datensätzen, die meist in grafischen Modellen dargestellt werden. Diese wirken selbst auf ein Fachpublikum nicht immer zugänglich, verständlich oder ästhetisch ansprechend.

Die vorliegende Kollaboration verfolgt einen alternativen Ansatz: Datensätze und Parameter aus der Wasserbilanzierung und dem nachhaltigen Obstbau werden in audiovisuelle Kunstwerke übersetzt. So entstehen visuell-künstlerische Erzählformen, die komplexe wissenschaftliche Inhalte einem breiten Publikum erfahrbar machen.

Wir sind gespannt auf die Resonanz – insbesondere, wenn Simon Paasch die künstlerischen Ergebnisse zurück in die wissenschaftliche Community am UFZ einspeist.